Tante Isis

Es ist der 8.August 2741, das Forschungsschiff COPERNICUS hat gerade die Mondumlaufbahn verlassen.
Erik sieht seiner Tante Isis über die Schulter, während sie das Schiff in Richtung Mars steuert, der als kleiner roter Punkt auf dem Schirm zu sehen ist.



Schon seit Wochen hat Isis ihm versprochen, eine kleine Reise mit ihm zu unternehmen und dabei ein bisschen von ihrer Arbeit zu erzählen.
Isis und sein Vater stammen aus einer Archäologenfamilie.
Doch im Gegensatz zu ihrem Bruder, der sich für antike irdische Raumsonden interessiert, erforscht sie - so wie ihre Eltern - die Bauwerke vergangener Zivilisationen.
Der rote Mars wird auf dem Schirm immer grösser und man kann auf der Oberfläche Einzelheiten erkennen.
In der Nähe eines Berges, der wie ein Gesicht aussieht, landet die
COPERNICUS.





Die Pyramiden von Elysium

Isis und ihr Neffe stehen auf einer Düne und blicken über die Ebene von Elysium.
Neben dem Felsen, der wie ein menschliches Gesicht auszusehen scheint, liegen dreieckige Pyramiden.
Als sie vor 800 Jahren zum ersten mal von den VIKING-Sonden gesichtet wurden, hielten sie manche für Bauwerke von Außerirdischen.
Aber spätestens die erste bemannte Marsexpedition ARES bewies, dass es sich um natürliche Felsformationen handelt.
Dafür machten die Kolonisten, die ab 2050 die ersten Siedlungen aufbauten, eine andere interessante Entdeckung.
Als man im Marsboden nach Wasser suchte, fand man nicht nur das lebenswichtige Nass, sondern auch Bakterien.
Bei genaueren Untersuchungen stellte sich heraus, dass vor Milliarden Jahren einige von ihnen mit einem Meteoriten vom Mars auf der Erde gelandet sein müssen und so die Ursprünge des irdischen Lebens begründeten.
Isis und Erik lassen noch einmal ihre Blicke über die Pyramiden und die alte Marskolonie schweifen, bevor sie wieder in die
COPERNICUS einsteigen.





Der Raumschiff-Friedhof

Im Sektor Delta-Pegasi geht die
COPERNICUS wieder auf Unterlichtgeschwindigkeit.
Zwischen den Sternen tauchen andere Raumschiffe auf, die ziellos durch das Weltall treiben.
Ihre Rümpfe sind an vielen Stellen rußgeschwärzt oder sogar geborsten.
Zwei unbekannte Völker, die in einen gnadenlosen Krieg miteinander verstrickt waren, haben sich hier ihre letzte Schlacht geliefert.
Dem Ort hängt etwas Unheimliches, eine entsetzliche tödliche Kälte an.
Vor 800 Jahren waren die Weltmächte auf der Erde in einer ähnlichen Situation, doch sie hatten gerade noch rechtzeitig ihre Streitigkeiten beilegen können.
Erik schaudert der Anblick der toten Schiffe und er bittet Isis weiterzufliegen.





Die Dyson-Sphäre

Auf Eriks Drängen setzt die
COPERNICUS ihren Weg fort und gelangt nach Beta Arietis.
Zunächst wundert sich Erik, weil er nichts Ungewöhnliches entdecken kann.
Isis deutet auf eine bestimmte Stelle am Himmel und Erik ist starr vor Staunen.
Direkt vor ihnen ist eine riesige Kugel, die zwischen den Sternen schwebt.
Das ist aber kein Planet und auch kein anderer natürlicher Himmelskörper, sondern das Werk einer fortgeschrittenen Zivilisation, die um ihren Heimatstern eine gigantische Hülle gebaut hat.



Auf der Innenseite der Kugelhülle gibt es grosse Ozeane und in ihnen viele Inseln.
Inmitten der Kugel leuchtet ein Stern.
Ein hochbegabtes Volk hatte sich hier einen neuen Lebensraum geschaffen. Doch vor Jahrhunderten wurde die Sphäre plötzlich verlassen, hastig und übereilt wie es scheint.
Keiner der Wissenschaftler kann sagen, was aus den Fremden wurde.
Zogen sie einfach in eine andere Sphäre um, oder flogen sie weiter in die Tiefen der Galaxis?
Die
COPERNICUS fliegt über eine der unzähligen Inseln, auf der eine Stadt mit Hochhäusern steht, die von Bäumen und Pflanzen überwuchert ist, und verlässt die Sphäre.





Zeichen im Sand

Nach einem zweistündigen Flug begegnet die
COPERNICUS einem Stern, der im einen Augenblick strahlend hell ist und im nächsten verblasst.
Dies ist ein sogenannter veränderlicher Stern und sein Name ist Lambda Tauri.
Beim Näherkommen wird Erik auch klar warum. Dies ist kein Einzelstern, sondern eine Gruppe von drei Sternen, die sich gegenseitig umkreisen.
Der grösste ist ein blauer Riesenstern, der von einem kleineren weißen immer wieder verdeckt wird, wodurch die Helligkeitsschwankungen zustande kommen.
Daneben gibt es noch einen kleinen leuchtschwachen Stern, dem sich die COPERNICUS nun nähert.
Um diesen Stern kreist ein kleiner Wüstenplanet, auf dem es einmal eine blühende Hochkultur gegeben hat.
Im Wüstensand stehen wunderschöne schlanke Säulen und der Boden ist mit Linienzeichnungen bedeckt, die an die Linienmuster von Nazca in Südamerika erinnern.
Manche der Zeichnungen sind astronomische Kalender, einige andere dienten zu diversen Zeremonien und die meisten warten noch darauf enträtselt zu werden.
Auf eine davon ist Isis besonders stolz, weil sie es war, die sie entschlüsselt hat.
Diese Zeichnung erzählt von der Zeit, in der der Stern allmählich schwächer wurde und das Leben auf dem Planeten verging.





Die Säulen des Orion

Die
COPERNICUS verlässt Lambda Tauri und fliegt in einer Schleife wieder zurück.
Etwa auf halbem Weg zur Erde tauchen plötzlich zwei mächtige, schlanke Keile auf.
Erik blickt sie minutenlang ehrfürchtig an.
Die beiden Keile liegen direkt vor einer sternenreichen Region,so dass sie an ein Tor erinnern.
Auf einem erkennt man auf der Innenseite Zeichen, die eine Schrift sein könnten.
Erik wendet sich Tante Isis zu, die gedankenverloren zu den beiden Keilen und darüber hinaus blickt.
Schliesslich fasst er den Mut und fragt sie, was das ist.
"Man nennt sie die Säulen des Orion, so wie man einst die Meerenge am Ausgang des Mittelmeeres als Säulen des Herakles bezeichnete. Ein sehr altes Volk hat sie gebaut."
Während die
COPERNICUS vor den mächtigen Säulen schwebt, legt Isis ihren Arm um Erik und beginnt eine Geschichte zu erzählen ...





Die Erstgeborenen

"Sie waren die Ersten, die das Licht der gerade erst entstandenen Welt erblickten. Die Galaxis war noch jung, als sie zu den Sternen aufbrachen. Kamen sie aus dem Zentrum der Galaxis oder aus einem der Kugelsternhaufen? Man weiss es nicht.
Sie reisten durch die ganze Milchstrasse und nicht nur durch einen Teil davon. Sie flogen an den äußersten Rändern der Spiralarme entlang, drangen ins Herz der Galaxis vor und sahen die ersten wackligen Schritte anderer junger Völker.
Ihr Sternengebiet umfasste einen beträchtlichen Teil der Milchstrasse und die Säulen des Orion markierten eines der Tore, die hineinführten.
Vor vielen Milliarden Jahren verschwanden sie plötzlich wieder in der Dunkelheit, aus der sie einst herausgetreten waren.
Einige vermuten, dass ihre Heimatwelt von einem schwarzen Loch verschlungen wurde, andere meinen, ihr Stern sei erkaltet.
Wenig weiss man über sie, all ihre Geheimnisse warten irgendwo in der Galaxis auf ihre Entdeckung.
Und auf einer der Säulen steht dies:"

Wir kamen aus einer fernen Welt,
nicht Ruhm noch Schatz suchten wir,
Sehnsucht trieb uns zum Rand der Welt,
zu fernen Gestaden von Zeit und Raum.
Als Erste kamen wir, einsam und allein.
Keine andere Stimme antwortete auf unseren Ruf.
Als Erste gingen wir, doch geben wir Botschaft für die, die nach uns kommen.






Reiseroute





Abzeichen der COPERNICUS




Anhänge

Delta Pegasi
Beta Arietis
Lamda Tauri